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Deutsche Briefmarke zum 50-jährigen Jubiläum der MPG 1998. Photo: Birgit Kolboske

Über das Forschungsprogramm

Das seit dem 31. Dezember 2022 beendete Forschungsprogramm »Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft (1948-2002)« ist aus dem Forschungsschwerpunkt »Historische Epistemologie wissenschaftlicher Institutionen« der Abteilung I des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte hervorgegangen. Es wurde vom früheren MPG-Präsidenten Peter Gruss auf den Weg gebracht und nahm mit der Bestätigung durch des amtierenden MPG-Präsidenten Martin Stratmann im Juni 2014 seine Arbeit auf. Bis Ende Dezember 2022 wurde die Entwicklung der MPG von ihrer Gründung bis zum Ende der Präsidentschaft Hubert Markls (2002) historisch untersucht und der Fortgang des Programms „Aufbau Ost“ bis ins Jahr 2005 verfolgt.

Die Leitung des Forschungsprogramms wurde einem Kollegium übertragen, dem Prof. Dr. Jürgen Renn (Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte), Prof. Dr. Carsten Reinhardt (Universität Bielefeld) und Prof. Dr. Jürgen Kocka (Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung) angehörten. Die operative Projektleitung oblag Dr. Florian Schmaltz.

Ziel ist es gewesen, die Geschichte der MPG umfassend zu rekonstruieren. Sie soll in ihren zeit- und wissenschaftshistorischen Zusammenhängen dargestellt werden. Das Forschungsprogramm beschäftigt sich mit der Entstehung wissenschaftlichen Wissens und der Wechselwirkung der Forschungspraxis mit ihren institutionellen und gesellschaftlichen Kontexten. Es entwickelt neue Perspektiven auf die Beziehungen zwischen Wissenschafts- und Zeitgeschichte und behandelt die Geschichte der MPG als wichtigen Teil der kulturellen, politischen und ökonomischen Geschichte der Bundesrepublik im Zusammenhang europäischer und globaler Entwicklungen.

Es ging darum die Geschichte der MPG insgesamt, ihre wissenschaftlichen Programme und Arbeitsweisen, ihre Strukturen und Ergebnisse, Erfolge und Misserfolge im Wandel der Jahrzehnte. Kontinuitäten und Diskontinuitäten zu untersuchen. Das Forschungsprogramm bezog hierbei die personellen, institutionellen und wissenschaftshistorischen Kontinuitäten zu ihrer Vorgängerorganisation, der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, und ihren Instituten mit ein. An die Studien des Forschungsprogramms der Präsidentenkommission „Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus“ anknüpfend, wurde auch danach gefragt, welche Hypotheken der NS-Vergangenheit die Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft belastet haben und wie mit der Aufklärung der Verstrickungen der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft in NS-Verbrechen umgegangen wurde. Zu den Untersuchungsthemen gehörten: Wissenschaft, Wirtschaft und Politik, Wissen und Gender, Exzellenz und Strukturen, Innovationen und Forschungspraxis, Wissenschaft und soziale Verantwortung. Der Unterschiedlichkeit lokaler Bedingungen wird Rechnung getragen, der Umgang der MPG und ihrer Institute mit nationalen, internationalen und globalen Herausforderungen wird analysiert. Auch kritische Themen wie die ethischen Grenzen von Forschung, die Dual-Use-Problematik und externe Einflussnahmen sollen vorbehaltlos untersucht werden.

Während der Programmlaufzeit arbeiteten vierzehn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Rahmen von ineinander greifenden Teilprojekten an der Realisierung dieses umfangreichen Programms. Sie befassten sich mit den Themen Governance und Finanzen (Jaromír Balcar), Chamcengleichheit/Gender (Birgit Kolboske), Sozialgeschichte der MPG und ihre Beziehungen zur Öffentlichkeit (Juliane Scholz), Internationalisierung von Wissenschaft/ Internationale wissenschafltiche Beziehungen der MPG (Alison Kraft), sowie mit den Lebenswissenschaften (Alexander von Schwerin), der Neuro- und Kognitionsforschung (Sascha Topp), mit der (bio-) medizinischen und klinischen Forschung (Martina Schlünder), mit der Chemie, der Physik und den Materialwissenschaften (Thomas Steinhauser), sowie mit der Erdsystem- und Ökosystemforschung (Gregor Lax). 

Weitere Themen wurden von Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftlern bearbeitet.

Bei aller notwendigen institutionellen Nähe zur MPG ist die wissenschaftliche Unabhängigkeit des Forschungsprogramms sichergestellt. Zur Bewältigung der enormen Komplexität und der großen Datenmengen wendet das Forschungsprogramm neueste Werkzeuge und Methoden der Digital Humanities an und arbeitet selbst intensiv an der Entwicklung von Big Data-Konzepten.

Um der Annäherung des Untersuchungszeitraumes an die Gegenwart Rechnung zu tragen, war das Forschungsprogramm einem strikten und umfassenden Reglement zur Wahrung des Datenschutzes, der Datensicherheit sowie der Persönlichkeits- und Urheberrechte verpflichtet. Dieses befindet sich in Übereinstimmung mit den Bestimmungen des Bundesdatenschutzgesetzes und den MPG-eigenen »Regeln zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis« [1]

Veröffentlicht werden die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit beim Verlag Vandenhoeck & Ruprecht in der Reihe Studien zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft sowie als Vorabdrucke — Preprints — auf dieser Website.    

 

 

 

[1] Max-Planck-Gesellschaft: Regeln zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis - beschlossen vom Senat der Max-Planck-Gesellschaft am 24. November 2000, geändert am 20. März 2009, S. 1-2. Online unter: www.mpg.de/199493/regelnWissPraxis.pdf