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PD Dr. Ariane Leendertz
Ariane Leendertz war Leiterin der Forschungsgruppe "Ökonomisierung des Sozialen und gesellschaftliche Komplexität" am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln und ist nun Mitarbeiterin der Historischen Kommission in München. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in der deutschen und US-amerikanischen Geschichte des 20. Jahrhunderts und konzentrieren sich auf Verknüpfungen von Wissenschaft-, Ideen- und Politikgeschichte.
Forschungsprojekt im Rahmen des GMPG-Forschungsprogramms: "Konkurrenzfähigkeit und Flexibilität im globalen Wettbewerb"
Ihr GMPG-Projekt befasste sich mit dem Wandel des korporativen Selbstverständnisses der MPG und seinen institutionellen Konsequenzen von den 1970er Jahren bis in die Gegenwart. Den Ausgangspunkt der Arbeit bildeten Diskussionen über die Ausweitung von Zeitverträgen seit den 1970er Jahren. Während 1995 knapp 34 % der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der MPG befristet beschäftigt waren, kehrte sich das Verhältnis in nur zehn Jahren um. Diese Entwicklung liess sich nicht allein aus spezifischen Strukturprinzipien der MPG erklären. Das Projekt ging vielmehr davon aus, dass sich das korporative Selbstverständnis der MPG seit den 1990er Jahren signifikant veränderte und sich die Wissenschaftsorganisation nun ähnlich wie ein finanzialisiertes Unternehmen verstand, das auf einem globalen Markt agierte. Einflussreiche gesellschaftliche und politische Diskurse über Globalisierung, Wettbewerbsfähigkeit, Flexibilität, New Public Management und die wissensbasierte Ökonomie trieben diesen Wandel an, der zugleich mit institutionellen Konsequenzen verknüpft war. Die Entscheidungsträger der Organisation sahen die MPG in einem globalen Wettbewerb, in dem sie mit Universitäten wie Harvard, Stanford, MIT und Cambridge um Reputation und eine kleine Handvoll international führender Wissenschaftler konkurrierte. Um ihre internationale Position zu sichern, etablierte die MPG neue Instrumente und Orientierungen im Organisationshandeln. Im Bereich der Personal- und Vertragsstrukturen schloss dies den Imperativ der Flexibilität ein. Das Forschungsthema befindet sich an einer Schnittstelle zwischen Wissenschaftsgeschichte, Organisationssoziologie, Gouvernementalitätsforschung und Zeitgeschichte.
https://www.historischekommission-muenchen.de
Leendertz, Ariane: Das Komplexitätssyndrom: Gesellschaftliche Komplexität als intellektuelle und politische Herausforderung in den 1970er Jahren. MPIfG Discussion Paper 15/7 (2015).
Leendertz, Ariane: "Medialisierung der Wissenschaft. Die öffentliche Kommunikation der Max-Planck-Gesellschaft und der Fall Starnberg (1969-1981)." Geschichte und Gesellschaft 40/4 (2014), 555–590.
Leendertz, Ariane: "'Finalisierung der Wissenschaft': Wissenschaftstheorie in den politischen Deutungskämpfen der Bonner Republik." Mittelweg 36 22/4 (2013), 93–121.