Geschichte der Erdsystemforschung in der Max-Planck-Gesellschaft
Das Teilprojekt befasst sich mit jenen geowissenschaftlichen Einrichtungen der MPG, die epistemisch, konzeptuell und (wissenschafts-)politisch mit integrativen Forschungsansätzen arbeiteten und sich heute unter dem Dachbegriff Erdsystemwissenschaften (ESS) zusammenfassen lassen. Die ESS können als ein sich gegenwärtig formierendes Wissenschaftsfeld aufgefasst werden, dessen Ursprünge bis Ende der 1960er Jahre in die Phase des Aufbaus einer Atmosphärenforschung in der Bundesrepublik Deutschland zurückreichen, die nicht mehr allein die Atmosphäre betrachtete, sondern vielmehr das Zusammenspiel und die wechselseitigen chemischen und physikalischen Prozesse in der Atmosphäre und zwischen Atmosphäre und anderen Erdsphären (z.B. Bio- und Geosphäre). Dieser Formierungsprozess ereignete sich in Deutschland mit einiger Verspätung, insbesondere gegenüber den USA. Zahlreiche Themenkomplexe, die im Kontext erdsystemisch geprägter Denk- und Arbeitsweisen entstanden waren, sind hochgradig gesellschaftsrelevant und stehen oftmals in wissenschafts- sowie gesellschaftspolitisch aufgeladenen diskursiven Spannungsfeldern. Sie reichen vom Klimawandel über den Nuklearen Winter, FCKW und Ozonloch bis hin zur Anthropozän-Debatte und Geo-Engineering, um nur einige der gängigen Stichworte zu nennen, die beträchtliche politische und öffentliche Aufmerksamkeit erfahren haben.
Die MPG war und ist bis heute in erdsystemischen Forschungsfeldern aktiv und prägte das Feld auf nationaler wie internationaler Ebene entscheidend mit. Im Fokus des Projekts steht die Betrachtung der betreffenden Max-Planck-Institute (z.B. Max-Planck-Institut für Chemie, für Meteorologie und für Biogeochemie) mit Blick auf die Entwicklung der ESS, der internen und externen Aushandlungsprozesse dieser Einrichtungen und ihrer Verortung im wissenschafts- sowie gesellschaftspolitischen Diskurs.