Prima inter pares? — Margot Becke (1914–2009) auf der Hauptversammlung der MPG in Bremen 1972, wo sie zur Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Rats gewählt wurde. Becke war die zweite Wissenschaftlerin in der Geschichte der MPG die zur Direktorin eines Instituts berufen wurde. Auf die Frage, ob dies als Erfolg für die Frau in der Wissenschaft betrachtet werde könne, antwortete sie: »Die Max-Planck-Gesellschaft ist so fortschrittlich, daß in ihr Probleme wie die einer Unterprivilegierung der Frau keine Rolle spielen können.« (MPG-Spiegel 4/1973, Bild: Archiv der MPG)

Gender

Birgit Kolboske hat die Frauen- und Geschlechtergeschichte in der Max-Planck-Gesellschaft erforscht und dabei die vorherrschenden Geschlechterverhältnisse und hierauf bezogenen Karriereverläufe ebenso untersucht wie die langwierigen Transformationsprozesse weg von in der Regel intransparenten Wirkungszusammenhängen informeller Netzwerke hin zu einer modernen und an Gleichstellungspolitik orientierten Forschungsinstitution. Das Bedingungsgefüge der Max-Planck-Gesellschaft wurde dabei zeitgeschichtlich kontextualisiert, das doing gender bzw. doing office wissenschaftshistorisch auf zwei Gebieten untersucht: dem Bereich, zu dem lange Zeit nur sehr wenige Frauen Zugang hatten: der Wissenschaft; und jenem, in dem die meisten von ihnen die meiste Zeit gearbeitet haben: im Büro.

Ihre Studie Hierarchien. Das Unbehagen der Geschlechter mit dem Harnack-Prinzip erschien Ende 2022. Dort analysiert sie den soziokulturellen und strukturellen Wandlungsprozess aus feministischer Perspektive.  Zentral ist dabei die Frage nach der Rolle die dabei das »Harnack-Prinzip«, das MPG-eigene Strukturprinzip, spielte.

Parallel hat Kolboske an einer Auswahl rechtswissenschaftlicher Max-Planck-Institute die Einflussnahme der MPG auf die bundesdeutsche Straf- und Familienrechtsreform der 1970er und 1980er Jahre analysiert, insbesondere im Bereich sexualisierte Gewalt und § 218.